Null ist nicht gleich Null

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Szenario 1: Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Euro in Ihrer Hosentasche. Ein Taschendieb stiehlt Ihnen das Geld und steckt es sich ein. Sie sind ärgerlich und schimpfen auf die so unehrliche Welt. Ein zweiter Dieb bestiehlt wiederum den ersten, ein dritter den zweiten, usw. Als der 10. den Euro gestohlen hat, läßt er ihn ohne es zu merken fallen. Sie wissen nicht, daß es ein Dieb war, und denken, daß sie ihn eigentlich zurückgeben sollten. Weil sie aber selber bestohlen wurden nehmen Sie ihn sich einfach zurück, doch ein schlechtes Gewissen bleibt.

Szenario 2: Sie sehen, wie jemand an der Kasse einen Euro zuwenig hat und in einer mißlichen Lage ist. Darauf greifen Sie in Ihre Tasche und schenken ihm einen. Derjenige bedankt sich sehr bei ihnen, und als er einen Tag später im Bus fährt, hat jemand anderes einen Euro zuwenig. Der von Ihnen beschenkte denkt: "Na, gestern war jemand zu mir so freundlich, da will ich doch auch gerne helfen!" und gibt den Euro weiter. Und der Nächste gibt den Euro einem weinenden Kind, das einen verloren hat. Dieses ist überglücklich und erzählt es seiner Mutter. Sie gibt den Euro wieder weiter und so fort. Schließlich finden Sie einen Euro auf der Straße (vielleicht ist es gerade der, den das Kind verloren hat?) und freuen sich darüber.

Ein Wirtschaftsexperte würde nun vielleicht sagen: "Summa summarum sind die beiden Szenarien prinzipiell identisch. Es hat keine permanente Vermehrung oder Verminderung von Vermögen stattgefunden. Die Auswirkungen auf Konjunktur und Inflation sind in beiden Szenarien gleich. Die Gesamtbilanz der monetären Transaktionen ist in beiden Fällen gleich Null!"

Doch ist dem wirklich so? In Szenario 1 fühlt sich jeder betrogen, ist verärgert und meint, wieder betrügen zu müssen. In Szenario 2 gibt jeder mit Freude ein bißchen von dem, was er hat, seinem Nächsten ab. Geld hat zwar niemand dabei gewonnen, aber Freude, Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit!

Auch wenn die alltägliche Erfahrung manchmal ganz anders ist, fällt mir hierzu ein Wort Jesu aus der Bergpredigt ein (Matthäus 7,2b): "Und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden."

 

Martin Wagner, 14.12.2002

 

P.S.: Ich selber bin Physiker, kein Wirtschaftsexperte. Wenn ich mich diesbezüglich irren sollte, darf man mir gerne mailen!

 

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